Die Jurte ist alten Nomadenzelten nachempfunden. Sie wurde von bündischen Fahrtengruppen bei uns eingeführt und hat sich schnell verbreitet. Heute ist die Jurte bei allen Jugendgruppen als Versammlungs- und Unterkunftszelt sehr beliebt und neben der Kohte und dem Tipi eines der wenigen Zelte, in denen Feuer gemacht werden kann. Der große Vorteil der Jurte ist die Systembauweise. Riesige Konstruktionen sind auf fast allen Lagern jährlich zu bewundern und zu bestaunen.
Material
Die Standardjurte besteht aus fünf oder sechs Kohtenbahnen als Dach, einer entsprechenden Anzahl Viereck- oder Doppelviereckplanen als Seitenwand und einer Abdeckplane. Aufgebaut wird die Jurte mit zwei oder drei Aufstellstangen (meistens als Dreibein innen aufgestellt, da Außenstangen sehr lang sein müssen) und äußeren Seitenstangen. Damit das Zelt gespannt werden kann, wird ein Sechsfach-Holzkreuz benötigt. Sehr praktisch ist die Aufhängung mittels einer fünf- oder sechsarmigen Kette.
Schneller und einfacher geht der Aufbau einer Jurte mit einem kompletten, einteiligem Dach, das anstelle von sechs Kohtenbahnen verwendet wird.
Zum Verschnüren der Aufstellstangen und des Holzkreuzes, sowie zum Aufhängen der Jurte wird ein Seil (etwa 5 m lang) benötigt. Die Seitenwände werden mit Erdnägeln am Boden befestigt, das Dach mit Abspannschnüren (fertig gekauft oder aus Seil selber hergestellt), gespannt und mit Heringen am Boden befestigt. Seilschlaufen für die Aufhängung am Jurtenkreuz (entfällt bei einer Kette oder einem fertigen Kreuz) werden aus Seilresten gefertigt. Besonders praktisch sind Schlaufen, in die ein Holzstück eingearbeitet ist (s.Abb.).
Die Holzstangen (Steckstangen) und das Jurtenkreuz können fertig gekauft werden, was den Aufbau wegen der Vorfertigung sehr erleichtert.
Neu in unserem Angebot gibt es eine riesengroße Jurte mit einem Durchmesser von 8 Metern. Der Aufbau erfolgt analog dem hier beschriebenen.
Aufbau
Auf einem genügend großen ebenen Platz werden die Kohtenplanen kreisförmig nebeneinander ausgebreitet, die Innenseite liegt nach oben.
Die Zeltbahnen werden an der schmalen Seite der Plane beginnend zusammengeschnürt. Die erste Schlaufe wird durch die gegenüberliegende Öse der nächsten Bahn, dann durch die Öse der eigenen Plane geführt. Die nächste und alle folgenden Schlaufen werden genauso geführt, zusätzlich aber jeweils durch die vorhergehende Schlaufe. Die letzte Schlaufe wird mit einem Halbknoten gesichert.
Wenn alle Kohtenbahnen miteinander verknüpft sind, werden am äußeren Rand die Viereckplanen angeknöpft. Wichtig, obenauf knöpfen, wenn das Zelt umgedreht wird ist es dann drunter, sonst dringt Regen ein!. Der Aufbau des Zeltes geht etwas leichter, wenn die Viereckplanen untereinander noch nicht verknöpft werden. Nun wird das Zelt umgedreht und auf der Außenseite der Kohtenplanen die kleinen Schlaufen an den Nähten über die Knebel gespannt, damit die Verbindungen der Planen regen- und winddicht sind.
Das Zelt wird dann auf dem vorgesehenen Platz als Fünf- oder Sechseck ausgerichtet. Im Abstand von etwa zwei Metern von den Ecken werden Heringe eingeschlagen und Abspannseile locker befestigt. Mit den Seitenstangen kann das Zelt nun aufgestellt werden. Die Spitzen der Stangen werden dabei von innen (unten) erst durch die Ösen der Viereckplanen, dann durch die der Kohtenbahnen gesteckt. Darauf achten, daß die Planen in der geknöpften Reihenfolge aufeinanderliegen.
Anschließend werden die Seitenstangen in den Zwischenräumen aufgestellt und ebenfalls mit Abspannseilen am Boden befestigt.. Das Zelt müßte nun stehen, das Dach hängt wie bei einem Trichter innen durch.
In die Mitte des Zeltes wird nun das fertige oder zusammengebundene Holzkreuz (mit Seilschlaufen) oder die Kette befestigt.
Vorher werden die Aufstellstangen in etwa 3 m Höhe zusammengebunden (Parallelbund), gespreizt und so in das Rauchloch des Zeltes gestellt, daß die Schnürung genau über der Kreuzmitte liegt. Das bei der Stangenschnürung übrige, herabhängende Seil wird um die Kreuzmitte geschlungen, das Zelt am Jurtenkreuz hochgezogen und gespannt.
Die Jurte muß faltenfrei stehen. Durch Verschieben der Jurtenstangen und Verändern der Abstände läßt sich ein Ausgleich schaffen.
Nun werden die Viereckplanen miteinander verknöpft und mit Erdnägeln am Boden befestigt. Eine Seite bleibt als Eingang offen, dabei sollte auf die Windrichtung geachtet werden. Seitenstangen ausrichten.
Die Abdeckplane wird pyramidenförmig so über das Jurtenkreuz gelegt, daß die Ecken auf den Enden des Kreuzes liegen. Dort werden sie festgebunden oder mit langen Schnüren an Heringen befestigt.
Die Länge der Schlaufen zwischen Zeltbahn und Jurtenkreuz bestimmt den Abstand zwischen Zelt und Abdeckplane und damit die Größe der Rauchöffnung.
Das Zelt kann eingerichtet und bezogen werden. Eine bessere Raumausnutzung und eine Stehhöhe bis an den Rand ergibt sich bei der Verwendung der höheren Super-Doppelviereckplanen. Licht kommt durch den Einbau von Fensterplanen in das Zelt. Zwischenteile (Theaterplanen) im Dach vergrößern die Zeltfläche.
Pflege
Ein Tip noch zur Pflege der Zeltbahnen:
Zelte sind oft extremen Witterungseinflüssen – vor denen sie ja schützen sollen – ausgesetzt. Sonne, Regen, Wind, Hitze und Kälte setzen dem Material kräftig zu. Leider wirkt sich auch die starke UV-Strahlung negativ auf das Material aus. Eine gute Pflege wirkt dem Verschleiß entgegen.
Baumwolle ist ein Naturprodukt. Es “arbeitet” bei Wind und Wetter, es dehnt sich in der Sonne und zieht sich zusammen, wenn es feucht wird. Niemals zu stark spannen und überdehnen. Nicht nur Ösen können dabei ausreißen, sondern die Teile ändern ihre Form und passen später nicht mehr einwandfrei aneinander.
Beim allerersten Gebrauch kann es bei einem ersten starken Regen vorkommen, daß ganz leicht Wasser durchsprüht. Auch die vorhandene Imprägnierung kann dieses nicht ganz verhindern. Baumwolle besitzt eine natürliche Quellfähigkeit und das Zeltgewebe hat die Eigenschaft, daß es mit der Zeit immer dichter wird. Bei nagelneuem Material muß diese Eigenschaft erst noch einsetzen. Leichte Feuchtigkeit ist dabei kein Problem, aber der erste Gewitterschauer kann möglicherweise noch nicht ganz verkraftet werden.
Zelte aus Baumwollstoff oder Mischgewebe niemals feucht lagern! Falls der Abbau einmal im Regen vorgenommen werden muß, sollten die Planen so schnell wie möglich lose zum Trocknen aufgehängt werden. Sonst bilden sich Stockflecken, die nicht – wie manchmal vermutet – nur Schmutz darstellen und durch Reinigung beseitigt werden können, sondern die als Schimmelpilze eine zerstörende Wirkung auf das Gewebe ausüben.
Bei einem richtigen Umgang mit den Zelten können diese sehr alt werden. Ausgebleichte, schon fast hellgraue Exemplare, die man immer wieder antreffen kann, zeugen von langjährigen Einsätzen.
Materialliste
Für den Aufbau einer Jurte werden benötigt (3 Varianten):
Anz. | Anz. | Anz. | Bezeichnung | Anmerkung/Alternative |
5 | 6 | – | Kohtenblätter (Standard) | komplettes Jurtendach (6er),
8m Jurte nur als Komplettdach |
10 | 12 | 16 | Viereckzeltbahnen | Doppel-Viereckzeltplanen, Super-Doppelzeltbahnen |
1 | 1 | 1 | Jurtenabdeckplane | |
2-3 | 2-3 | 3 | Steckstangen | Holzstangen aus dem Wald (mind. 3,5 m lang) |
1 | 1 | 1 | Jurtenkreuz (montagefertig) | Jurtenkette, Kombikreuz,
Holzstangen aus dem Wald |
10 | 12 | 16 | Seitenaufstellstangen | Besenstiele |
10 | 12 | 16 | Abspannschnüre | |
10 | 12 | 16 | Erdnägel | |
10 | 12 | 16 | Heringe | |
5 | 6 | 8 | Seilschlaufen zur Zeltaufhängung am Jurtenkreuz | entfallen beim fertigen Kreuz oder der Kette |
5 m | 5 m | 8 m | Seil, mindestens 6 mm stark |