Der Schlafsack ist eines der wichtigsten Dinge für das Leben auf Fahrt und Lager. Immerhin verbringt man etwa ein Drittel der Reisezeit im Schlafsack. Da ist es besonders wichtig, dass man sich wohl fühlt, eine Atmosphäre der Behaglichkeit aufkommt und so die Erholung von den Belastungen des Tages erleichtert wird. Hier erfährst du an was du einen guten Schlafsack erkennst.

Allgemeines

Diese Infos sollen Euch helfen, euch vor dem Kauf zu orientieren was Ihr braucht, und das enorme Angebot gemäß Euren Bedürfnissen zu sortieren. Gleichzeitig werden hier Hinweise gegeben, wie Ihr den Schlafsack am besten handhaben und pflegen könnt, damit Ihr recht lange Freude daran habt. Darüber hinaus versuchen wir, die Fülle an Fachausdrücken ein wenig zu entwirren und zu erklären, was dahinter steckt. Beachtet, dass vor allem drei Kriterien entscheidend für die Auswahl sind: die Wärmeleistung, Pflege und Aufbewahrung sowie Packmaß und Gewicht.

Außenstoff

Der Außenstoff hat vor allem die Funktion, Feuchtigkeit und Wind abzuhalten. Diese Aufgabe wird am besten von verschiedenen Kunstfasern erfüllt (Nylon, Polyestergewebe, Polyamidgewebe). Zudem sind diese Stoffe relativ schmutzunempfindlich und leicht zu säubern. Eine Thermo- membrane, die optimal Feuchtigkeit von außen abhält und von innen durchlässt, ist zwar sehr praktikabel, meist aber sehr teuer. In letzter Zeit gibt es immer wieder Schlafsäcke mit einer Außenhaut aus Microfaser, die aber fast ausschließlich im hochpreisigen Bereich zu finden sind.

Innenstoff

Baumwollstoffe werden von den meisten Personen als angenehmer auf der Haut empfunden, insbesondere wenn es warm wird und wenn man schwitzt. Sie trocknen aber schlechter und sind nicht so gut daunendicht. Dem gegenüber sind Kunstfasern (in der Regel Nylon – Tactel von DuPont) leichter, schmutzunempfindlicher und lassen Feuchtigkeit besser durch als Baumwoll- stoffe. Meist sind sie aber auch teurer, so dass sie eher nur bei hochwertigeren Produkten einge- setzt werden. Mischgewebe mit 70% oder 50% Baumwolle versuchen die Vorteile beider Stoffe zu vereinen. Allergische Reaktionen können eher bei Baumwolle auftreten, vor allem bei Billig pro- dukten aus Fernost. Man kann durch die Verwendung eines Inletts der Verschmutzung entgegen- wirken und der Schlafsack wird dadurch sogar noch etwas wärmer.

(aus Praxis-Tipp No. 1, Rüsthaus-Verlag, Autor Georg Kortmann, April 2002)

Füllungen

Entscheidend für das Wärmerückhaltevermögen eines Schlafsacks ist sein Bauschvermögen („Loft“). Mit Loft wird die Höhe des unbelasteten Schlafsacksbezeichet; je höher, desto wärmer. Die in den Fasern gehaltene Luft sorgt für die Isolation und damit Wärmerückhaltung. Beachtet bei der Wärmediskussion, dass der Körper ja auf der Unterseite die Füllung plattliegt, so dass im wesentlichen nur die obere Hälfte des Schlafsackes wärmt (Isomatte verwenden!). Wenn der Schlafsack im Laufe der Jahre an Bauschkraft verliert, so ist die Füllung wahrscheinlich verklebt und sollte gewaschen werden (siehe Abschnitt „Pflege“).

Daunenfüllung

Die feinen Verästelungen der Daunen und Federn sind in der Lage, viele kleine Luftpolster aufzu- nehmen. Die meisten Kunstfasern schaffen es nicht, die gleiche Leistung wie die Daune zu bringen. Im sogenannten „G-Loft“ der österreichischen Firma Carinthia konnte diese Struktur aber sehr gut nachgebaut werden, so dass ein ähnliches Wärmerückhaltevermögen erreicht wird. Ob die Daune von Enten oder Gänsen stammt, ist nicht so wichtig. Dagegen ist das Verhältnis von Daunen zu Federn von entscheidender Bedeutung, weil die Federn weit weniger verästelt sind und weniger wärmen. Die Bauschkraft sollte jedenfalls das Maß sein, da hierbei eine gute Enten- daune besser sein kann als eine schlechte Gänsedaune. Die Qualität der Daune wird in verschie- dene Stufen unterschieden (siehe Tabelle 1).

 

Tabelle 1

 

Je höher der Daunenanteil ist, desto wärmer ist der Schlafsack in der Relation zum Gewicht. Daune hält auch bei häufigem Gebrauch den Loft sehr gut und hat als Naturprodukt den Vorteil, wenig Rohstoffe bei der Produktion und Weiterbehandlung zu verbrauchen. Ihr Wärmerückhalte- vermögen ist, je nach Verhältnis von Daune zu Feder, insbesondere in Bezug auf ihr Gewicht sehr groß und viele Nutzer sind der Meinung, dass sich ein Daunenschlafsack auch besser anfühlt. Es gibt aber auch einige Nachteile zur Kunstfaser: Der Daunenschlafsack bedarf intensiver Pflege, bei Feuchtigkeit klumpen die Daunen zusammen und wärmen nicht mehr. Zudem kann die Fül- lung verrutschen. In der Regel ist eine Daunenfüllung auch teurer als eine vergleichbare Kunst- faserfüllung. Manche Schlafsäcke sind mit aversinbehandelter Daune nachzufetten. Dadurch klumpt auch feucht gewordene Daune fast nicht mehr und isoliert selbst im feuchten Zustand noch einigermaßen.

Kunstfaserfüllung

Die Kunstfasern haben die Vorteile, pflegeleicht, atmungsaktiv und geruchlos zu sein. Sie schim- meln nicht und sind auch nicht wärmeempfindlich. Wenn sie feucht geworden sind, isolieren sie noch recht gut (60% der Isolationsleistung im trockenen Zustand) und trocknen wieder schnell. Eine Silikonisierung der Kunstfasern lässt die Füllung sehr weich und bauschig werden. Hollofill (Hollowfibre) ist eine kurz geschnittene hohle Vierloch-Polyesterfaser, die sich sehr weich anfühlt. Sie speichert Luft auch in ihrem Hohlraum, lässt aber relativ schnell im Loft nach. Verliert aber an Bedeutung am Markt. Qallofill ist eine Weiterentwicklung von Hollofill, wobei der Hohlraum noch- mals in vier Kammern (bei Quallofill-7 in sieben Kammern) unterteilt ist und dadurch eine höhere Wärmeleistung erzielt werden kann. Der Loftverlust ist ähnlich wie bei Hollofill. Polarguard 3D ist eine Endlos-Polyesterfaser mit sehr hoher Wärmeleistung und den weiteren Vorteilen, rißfest zu sein und sich im Schlafsack nicht zu verschieben. Sie ist weicher und hat eine längere Gebrauchs- dauer, da auch nach häufigem Waschen kein Verklumpen oder Verziehen möglich ist. Thermolite bzw. Thermolite® Extreme ist die neueste Entwicklung von DuPont und ebenfalls eine Endlos- Polyesterfaser mit den Vorteilen, dass sie reißfest ist und sich im Schlafsack nicht verschiebt. Erstmalig ist es gelungen, thermisch verbundene Fasern mit Hohlspiralfasern zu verbinden. Das Ergebnis ist maximale Wärmeleistung bei geringstem Gewicht und Packvolumen. Die Robustheit und lebensdauer wurden dabei deutlich verbessert. G-Loft ist der Struktur der Daune nachemp- funden und hat einen verbesserten und im Lauf der Zeit nicht nachlassenden Loft = höhere und beständige Wärmedämmleistung. Das überdurchschnittliche Volumen der G-Loft Isolation wird durch die permanente spiralförmige Kräuselung und eine spezielle die Reibung zwischen den Fasern vermindernde Beschichtung erzeugt. Das dadurch maximierte Rückstellverhalten führt zu einer optimalen Gebrauchsdauer. Bei G-Loft wird ausschließlich Polyester verwendet, womit das Gewicht deutlich reduziert wird. Ein kleineres Packmaß kommt hinzu.

Form

Schlafsäcke werden in Decken- und Mumienform angeboten. Die Deckenform hat den Vorteil, dass der Schlafsack auch als Decke verwendet werden kann. Der größere Fußraum bringt zwar mehr Komfort, ist aber schwieriger zu erwärmen. Das verbraucht auch mehr Material und bringt mehr Gewicht mit sich. Bei vielen deckenförmigen Schlafsäcken ist der Kragen nicht zuziehbar und deshalb der Wärmeverlust größer. Die neue Silhouettenform, die in der Mitte „tailliert“ geschnitten ist, hat sich bislang nicht durchsetzen können. Ein sogenannter Wärmekragen in Mumienschlafsäcken ist ein abgenähtes Stück, das sich zwischen Kopf und Schultern legt und somit wärmedämmend wirkt.

Reißverschlüsse

Je nach Verarbeitung bietet der Reißverschluss eine gute oder schlechte Wärme-Isolation (Kältebrücke). Dieses hängt von der Abdeckung ab, die entweder innen oder außen angenäht ist.

Pflege

Wäsche

Es wird notwendig sein, den Schlafsack von Zeit zu Zeit zu waschen. Staub und Schmutz haften ihm an und insbesondere Daunenfüllungen verklumpen mit der Zeit und verlieren damit Wärme-Isolationsvermögen. Eine chemische Reinigung ist wenig sinnvoll, zumal die verwendeten Chemikalien nicht umwelt- und hatfreundlich zu nennen sind. Als Waschmittel empfiehlt sich ein Feinwaschmittel; bei Daunen ein rückfettendes Daunenwaschmittel. Die höchste Waschtemperatur beträgt 30°C. Am besten wird in einer großen Maschine (6-8 kg Fassungsvermögen) gewaschen. Ein sehr schonendes Verfahren ist eine Wäsche in der Badewanne (über Nacht einweichen). Schleudern kann man ohne Bedenken. Am lockersten wird die Füllung, wenn in einem großen Trockner getrocknet wird. Die Kunstfaserschlafsäcke nur mit einem nicht so heißen Schonprogramm trocknen! Bei Daunenschlafsäcken am besten einen alten (sauberen) Turnschuh dazutun, der die Füllung schön gleichmäßig aufschlägt.

Lagerung

Den Schlafsack keinesfalls in feuchtem Zustand verpacken, sonst ist er bald „hinüber“. Eine lockere Lagerung ist wichtig; Kunstfaserschlafsäcke halten eine gepresste Lagerung länger aus, aber bei längerem Nichtgebrauch sollten auch sie ausgepackt werden. Damit der Schlafsack daheim nicht komprimiert gelagert wird, gibt´s im Rüsthaus eine Aufbewahrungshülle aus Baumwolle. Oder du nimmst einen alten Kissenbezug.

Reparatur

Auf Löcher im Innenstoff können Flicken aufgenäht werden. Ein Loch im Aussenstoff ist am einfachsten mit selbstklebendem Reparaturstoff zu flicken. Aufbügelbare Materialien eignen sich nicht so gut, weil die Hitze die Füllung beschädigen kann.

Reißverschluss Reparatur

Der Schieber hat in der Regel ein Spiel (1/20mm). Nach Abnutzung kann es vorkommen, dass der Reißverschluss nicht mehr schließt. Einfache Abhilfe lässt sich dadurch schaffen, dass man die Backen des Schiebers mit einer Zange vorsichtig zusammendrückt.

Liegeunterlage

Eine Isoliermatte ist der einzig wirksame Schutz gegen Bodenkälte. Es gibt aber wesentliche Unterschiede:

  • PE-Schaum-Isoliermatte: Nimmt kein Wasser auf, ist leicht, reißfest, elastisch und druckbeständig. Gute Isolation.
  • Thermo-(Luft)-Matratze: Ein teures Vergnügen, d.h. ein hoher Preis, aber wirklich ein echtes (Liege-)Vergnügen! Diese optimale liegeunterlage ist mit PU-Schaum gefüllt; leicht, warm und mit hervorragender Isolation. Gibt es mittlerweile in vielen verschiedenen Größen und Ausführungen. Tipp: Mit geöffnetem Ventil lagern. Dadurch wird der Alterungsprozess des Schaumstoffes verlangsamt.
  • Luftmatratze: Veraltete Technik, da schwer und schlecht isolierend. Die Luft zirkuliert in der Hülle und es findet ein Wärmeaustausch statt.

Innenbezug (Inlett)

Schützt vor Verschmutzung, ist leicht waschbar und bringt ein Plus an Isolation. Gibt es aus Baumwolle in Mumien-oder Kastenform, aus Seide (leichter und teurer) und aus Polarfleece (schön warm). Ein altes, zusammengenähtes Bettlaken oder ein DJH-Schlafsack reichen aber oftmals aus.

Biwak-Hülle

Eine wind- und wasserdichte Biwak-Hülle braucht man, wenn draußen ohne Zelt übernachtet wird (z.B. bei einem Hike). Das optimale Material ist eine Gore-Tex-ähnliche Membrane, die von außen dicht ist und von innen durchlässig. Die Biwak-Hülle bringt nochmals einen zusätzlichen Kälteschutz von etwa 5°C. Sie ist leicht und klein verpackbar.

Kompressionssack

Verringert das Packmaß des Schlafsacks durch weitere Komprimierung der Füllung. Dies gelingt bei Daunenschlafsäcken besser als bei Synthetikfüllungen.

(aus Praxis-Tipp No. 1, Rüsthaus-Verlag, Autor Georg Kortmann, April 2002)