Dieser Praxis-Tipp ist kein Einkaufsführer für das vielfältige Angebot, das von Expeditionszelten bis hin zu Billigangeboten aus dem Supermarkt reicht. Vielmehr erhaltet Ihr einen Überblick über das, was am Markt verfügbar ist und auf welche Details Ihr achten solltet. Weiterhin geben wir Euch Planungshilfen, Tipps und Hinweise. Trekkingzelte sind für die Zielgruppe Einzelreisende und Kleingruppen bis max. 4 Personen konzipiert.

Grundlagen

Für welchen Zelttyp man sich entscheidet, hängt in erster Linie von seiner späteren Verwendung ab. Wir möchten euch hier die gebräuchlichen Zelttypen mit ihren Vorzügen und Nachteilen vorstellen, damit sich jeder einen Überblick verschaffen kann. Alle bekannten Modelle sind als Doppeldachzelte, d.h. mit Innen-und Außenzelt, gebaut.

  • Kuppelzelte
    Sie bieten den Vorteil einer guten Raumausnutzung (achtet aber auf die Mittelhöhe: 1,30 m sollten es schon sein). Sie sind leicht aufzubauen, robust und durch ihre Kuppelform sehr windunempfindlich (sturmsicher). In der Regel sind sie auch selbsttragend, obwohl man sie immer besser mit einigen Heringen befestigt. Das erste seiner Art wurde als »POP-Zelt« 1957 von Bill Moss (USA) entworfen.
  • Tunnelzelte
    Sie bieten eine gute Raumausnutzung, bedürfen aber der Abspannung, um stabil zu stehen. Die Formenvielfalt ist mittlerweile enorm. Es gibt auch eine Reihe an Mischformen zwischen Kuppel- und Tunnelzelten.
  • Geodätische Zelte
    Meist in kuppelähnlicher Form. Sie sind mega-stabil durch mehr Stangen und mehr Kreuzungs- punkte des Gestänges, was aber auch ein Mehr an Gewicht bedeutet.
  • Einbogenzelte
    Diese Zelte sind wahre Gewichtswunder. Leider ist der effektiv nutzbare Raum sehr klein (Stichwort »Dackelgarage«), was sie nur zum Schlafen geeignet sein lässt. Nicht so windstabil.
  • Familien-Kuppelzelte
    Die meisten Trekkingzelte sind recht niedrig, so dass man in ihnen im wesentlichen nur übernachtet oder schlechteste Wetterverhältnisse vorüberziehen lässt. Außerdem sind sie meistens nur für 1 -2, maximal 3 Personen geeignet. Diese Nachteile gleichen Familien-Kuppel- zelte (oder -Tunnelzelte) aus. Sie gibt es mit Stehhöhen von 1,70-2,00 m und einer ausreichenden Grundfläche für eine Gruppe oder Familie von 4-6 Personen. Hier kann man u.U. auch mal längere Zeit ausharren und sogar das Essen zubereiten (aber immer Vorsicht mit offenem Feuer!). Die Größe bedingt auch leichte Nachteile in der Windresistenz und Stabilität.
  • Steilwandzelte
    Die traditionelle Form, meist mit einer (Stahl-) Stange vorne und einer (etwas kleineren) hinten und einer Firststange. Sie wiegen meist um die 10 kg und verarbeiten selten hochwertige Materialien. Wir raten, eher die Finger davon zu lassen.

(aus Praxis-Tipp No. 3, Rüsthaus-Verlag, Mai 2000)

Von A bis Z

Materialien für Zeltgewebe
Die Anforderungen sind klar: Die verwendeten Materialien sollen wasserdicht, windunempfindlich, robust, langlebig und reißfest sein. Dazu müssen sie in der Regel noch beschichtet werden: zur Erlangung von UV-Beständigkeit, Dichtigkeit und Erhöhung der Reißfestigkeit. Im Allgemei- nen ist zu beachten, dass Regen, Wind und Sonne aber auch die mechanische Belastung beim Packen und Aufbauen die Gewebe belasten und das Alter beeinflussen. Die Vielzahl der Materia- lien und Neuentwicklungen lässt wenig allgemeine Aussagen zu. Was zählt, ist die Qualität des Stoffes in Bezug auf Dichtigkeit, Robustheit, Lebensdauer sowie eine gute Verarbeitung.

Polyamide (Nylon)
Nylongewebe ist wasserdicht, sehr leicht und preiswert. Es dehnt sich jedoch, je nach Konstruk- tion, bei großen Zelten mit zu wenig Abspannpunkten. Dadurch kann es flattern und bei Nässe durchhängen. Es wird in meist beschichteten Ausführungen für Außen- und Innenzelt verwendet.

Bevor ihr euch für ein bestimmtes Zelt entscheidet, solltet ihr euch erst einmal folgende Fragen stellen:

  • Für welche Gegend und welches Klima bzw. welche Jahreszeit benötige ich das Zelt in der Hauptsache?
  • Wie viele Personen sollen darin übernachten?
  • Was muss sonst in das Zelt (Gepäck, nasse Schuhe, Kocher, evtl. Fahrrad, etc.)?
  • Spielt das Gewicht eine Rolle?
  • Bin ich auf eine bestimmte Zeltform festgelegt?

Den von den Herstellern genannten Größenangaben (sprich: unterbringbare Personenzahl) sollte man nicht unbedingt sofort Glauben schenken, da sie auf Durchschnittswerten beruhen und oft das Gepäck nicht berücksichtigen. Damit ihr aber selbst feststellen könnt, wie viele Personen in das jeweilige Zelt passen, macht euch ein Planungsraster auf Millimeterpapier und übertragt dorthin den jeweiligen Zeltgrundriss. Danach überlegt, ob ihr Isoliermatten oder Luftmatratzen verwendet und ob das Gepäck mit ins Zelt soll. Schneidet euch im verkleinerten Maßstab die Matten, Matratzen und Gepäckstücke aus Papier aus und probiert dann, ob’s passt. Denkt auch daran, dass Platz reserviert sein sollte, um z. B. nasse Schuhe hinzustellen. Viel Spaß beim Planen!
Größen im Durchschnitt
Luftmatratze ca. 200 x 75 cm;
Isoliermatte ca. 180 x 55 cm (groß: 199 x 65 cm);
Rucksack/Tasche ca. 75 x 55 cm

Polyester

Polyestergewebe ist wasserdicht, sehr reißfest, längenkonstant und witterungsbeständig. Es hat eine wesentlich bessere UV-Beständigkeit als Nylon und ist auch bei Nässe formstabil. Etwas schwerer als Nylon.

Baumwolle

Wird nur für Innenzelte verwendet. Viele namhafte Hersteller gehen aber auch davon ab, weil Baumwolle schwerer ist, nicht so verrottungsfest und Feuchtigkeit aufnimmt.

Zeltnähte

Die Nähte sind meist verklebt oder verschweißt. Denn: das Kunstfasergewebe quillt im Gegen- satz zum Baumwollgewebe nicht auf, und so können bei Zugbelastung die kleinen Nahtlöcher größer und damit undicht werden. Hier sollte man Nahtdichter verwenden, der mit einem Pinsel oder Schwamm aufgetragen wird. Sofern an Zeltnähten gelöste Tapestücke zu sehen sind, lasst bloß die Finger davon!
Eine Tube Nahtdichter liegt heutzutage bei allen guten Zelten bei. Die einzig wirklich haltbare Nahtform ist die sogenannte »Doppelkappnaht«.

Alubeschichtung

Besonders bei Discountzelten findet man Außenzelte, die auf einer Seite mit Alu beschichtet sind. Bei starker Sonneneinstrahlung soll es im Zelt nicht so warm werden. Dies wurde aber aus der Praxis noch nicht berichtet. Alubeschichtungen machen das Zelt schwerer und innen dunkler.

Zeltboden

Er muss dicht sein: ein Kriterium, das leider nicht alle Zelte erfüllen. Der auftretende Wasser- druck z. B. beim Knien betragt nämlich schnell 10000 mm »Wassersäule« (die übliche Maßein- heit; so viel wasser kann auf dem Gewebe stehen, ohne dass etwas durchdringt). Leider zeigt nur die Praxiserfahrung, was die Versprechungen halten. Unsere Erfahrung ist aber, dass Zelte der Markenhersteller in der Regel keine Probleme machen. Von zusätzlich untergelegten Planen halten wir wenig, da dadurch häufig nicht abtrocknende »Grundwasserreservoirs« unter dem Zelt entstehen.

Zeltgestänge

Man sollte Alugestänge bevorzugen, da Fiberglas durch Witterungseinflüsse spröde werden und brechen kann. Die Qualität der Legierung wird in einigen Fällen genannt (z.B. T4 oder 16). Eloxierte Stangen haben den Vorteil, keinen Abrieb zu haben, der zu Verschmutzungen führt.
Jedenfalls sollen die Stangen durch eine Gummikordel ineinander verbunden sein. 1-2 Ersatz- hülsen liegen heutzutage bei allen guten Zelten für den Fall der Fälle bei.
Die Führung der Gestänge kann durch Kanäle am Außenzelt (schnell, stabil) oder am Innenzelt (gut aufgebautes Innenzelt) erfolgen oder man hängt das Zelt mit Schnur oder Clips in das ganz außen liegende Gestänge ein (schnell, gut bei Regen, schwieriger Innenzeltaufbau).
Beim Zusammenlegen von der Mitte her anfangen, um den Zug des Gummis gleichmäßig zu verteilen.

Abspannung

Bei gut gefertigten Zelten sind die Abspannpunkte und weitere, hoher Zugbelastung ausgesetzte Punkte durch untergelegte, verstärkende Dreiecke oder einer Riegelnaht zusätzlich gesichert.

Apsis

Ein bisschen Platz für Rucksäcke und nasse Schuhe braucht man. Zum Kochen nur bei großen Zelten geeignet, wegen der sonst großen Feuergefahr und – bei mangelnder Durchlüftung – auch Vergiftungsgefahr!

Zeltheringe

Die dem Zelt beiliegenden Heringe sind oftmals nur als Grillspieße zu gebrauchen, deshalb sollten sie vor dem ersten Einsatz im Lager überprüft werden. Auf jeden Fall sollten einige Ersatzheringe mitgenommen werden.
Heringsherauszieher und Gummihammer sind gute Ergänzungen für die Fahrt.

Ersatzmaterial
Es empfiehlt sich, einige Ersatzmaterialien mitzunehmen, um gegen alle bösen Überraschungen gefeit zu sein. Dazu gehören Reparaturhülsen für das Gestänge, Flicken und Klebematerial, einige Abspannleinen, Nahtdichter, Ersatzheringe.

(aus Praxis-Tipp No. 3, Rüsthaus-Verlag, Mai 2000)

Hinweise

vor der Fahrt

  • Bevor ein neues Zelt zum Einsatz kommt, baut es einmal zu Hause zur Probe auf, um euch mit ihm vertraut zu machen und zu überprüfen, ob es komplett und in Ordnung ist.
  • Ersatzheringe für unterschiedliche Bodenarten vorsehen. An Ersatzteile (Abspannschnüre, Zelt- spanner, Sturmleinen, etc.) denken.
  • Schwergängige Reißverschlüsse älterer Zelte gängig machen.
  • Nähte bei Bedarf mit Nahtdichter behandeln.

beim Aufbau

  • Achtet bei der Auswahl des Standortes darauf, das Zelt nicht in einer Mulde aufzubauen, da hier Regenwasser zusammenlaufen kann. Ferner sind Anhöhen und direkte Wassenähe ungeeignet, da Hügel, Wasser und auch hohe Bäume blitzschlaggefährdet sind. An Ufern ist höhere Luftfeuch- tigkeit vorhanden.
  • Der Untergrund sollte nach Steinen, hervorstehenden Wurzeln und scharfen Gegenständen abge- sucht werden, um den Zeltboden nicht zu beschädigen. Falls notwendig, den Untergrund auch planieren.
  • Vor dem Aufbau alle Reißverschlüsse schließen.
  • Der Eingang sollte immer auf der windabgewandten Seite liegen.
  • Auf optimale Abspannung zwischen Außen- und Innenzelt achten.
  • Keine Insektensprays im Zelt verwenden, da sonst die Beschichtung zerstört wird.
  • Feuer- und Kochstellen möglichst auf der windabgewandten Seite und in entsprechender Entfernung einrichten, um Beschädigungen der Zelthaut durch Funkenflug zu vermeiden. Entlüftungsklappen und -öffnungen möglichst immer offen halten.
  • Abspannungen bei längeren Aufenthalten regelmäßig nachspannen und bei Regen entsprechend lockern. Falsch abgespannte Zelte sind die Hauptursache für die meisten Schäden an Zelten.
  • Vor dem Zelteingang verhindert ein »Knüppeldamm«, allzu viel Matsch ins Innere hineinzutragen.
  • Die Packsäcke gut aufbewahren. Die Aufbauanleitung sollte darin verwahrt werden.

nach dem Lager

  • Zelte möglichst trocken abbauen. Sollte dies nicht möglich sein, nach der Rückkehr das Zelt sofort zum Trocknen aufhängen, da sich sonst Stockflecken bilden (oft schon nach 24 Stunden), die das Gewebe zerstören und nicht zu reparieren sind.
  • Auch augenscheinlich trockene Zelte sollten zu Hause noch einige Tage in einem gut belüfteten Raum nachgetrocknet werden, da sie fast immer Restfeuchtigkeit enthalten.
  • Falls ihr im Winter zeltet, solltet ihr gefrorene Zeltbahnen und -böden nicht falten, sondern nur rollen, da sie sonst brechen können.
  • Beschädigungen sofort beim Abbau notieren, das Zelt entsprechend kennzeichnen und möglichst bald nach der Fahrt reparieren.
  • Gestänge und Heringe getrennt von der Zelthaut verpacken, da sie diese leicht durchstoßen und dadurch beschädigen können.
  • Verschmutzungen möglichst trocken abbürsten und ausschütteln oder mit klarem Wasser abwaschen. Keine Reinigungsmittel verwenden. Sand und Dreck im Gewebe zerschleißen dieses.
  • Zeltmaterial sollte auf jeden Fall in einem trockenen, gut belüfteten Raum gelagert werden, aber möglichst in Regalen oder auf Paletten und nicht direkt auf dem Fußboden.

MERKE:Bei sachgerechter Handhabung und guter Pflege halten unsere Zelte länger als uns lieb ist. Gebrauchsabnutzungen und Schäden durch unsachgemäße Behandlung fallen allerdings nicht unter unsere Gewährleistung! reparieren will gelernt sein

  • Am besten notiert man sich sofort beim Abbau des Zeltes die entstandenen Schäden, besorgt sich anschließend zu Hause die entsprechenden Ersatzteile und Materialien und repariert es bevor es für das nächste Jahr eingelagert wird.
  • Kleine Risse lassen sich meistens mit etwas Kontaktkleber und Zeltstoff oder selbstklebendem Flickzeug schließen.
  • Bei größeren Rissen und Löchern näht man einen Flicken auf. Der Flicken wird so groß geschnitten, dass er weit über die Rissstelle reicht.
  • Flicken werden stets von innen angebracht, außer bei Rissen in der Nähe einer Naht.
  • Bei Rissen und Löchern in der Nähe einer Naht müssen die Säume gut eingeschlagen und sorg- fältig vernäht werden, damit sie nicht wieder aufreißen können. Sind die Nähte für die Abspan- nung des Zeltes wichtig, sollte man sie auf jeden Fall nachnähen.
  • Nach der Reparatur alle Nähte mit Nahtdichter behandeln und die Flicken imprägnieren.
  • Schimmelbefall lässt sich mit Natriumhypochlorit (Apotheke!) vermischt mit 20 Teilen warmen Wasser beseitigen. Die entsprechenden Stellen werden von außen mit einem Schwamm eingerie- ben. Trocknen lassen und nachspülen.

(aus Praxis-Tipp No. 3, Rüsthaus-Verlag, Mai 2000)