Ein Reisebericht aus der Perspektive eines Gasts. (und nicht wie ständig verkündet einer Praktikantin!)

 Freitag Abend, 8.05 Uhr: Fragende Blicke erwarten mich, als ich meinen Kopf aus dem Auto stecke. Hmm, hatte hier denn niemand mit meiner Ankunft gerechnet? Ich beginne mich selbst etwas irritiert umzusehen und erblicke zum Glück ein mir bereits bekanntes Gesicht – Daniel – den ich bereits von vorherigen Begegnungswochenenden kenne. Doch auch sein Blick zeugt von völliger Unwissenheit. Die Info das ein Gast mit auf die weite Reise an die Nordsee gehen würde, war wohl nicht zu allen durchgedrungen und so beginne ich also mich entgegen aller skeptischen Blicke bei den anderen Mitfahrern vorzustellen. Und sieh da die Gesichter werden zunehmend freundlicher. Endlich treffen auch Thilo und Johanna ein, denn die hatten im Vergleich zu allen anderen damit gerechnet, dass ein fremder Lockenkopf genau in diesem Moment vor dem Wendelsteiner Jugendhaus auf sie warten würde. Wiedersehensfreude, Reiselust, Neugierde, Spannung beherrschen die Stimmung und so werden sowohl Gepäck, als auch Passagiere fleißig in die zwei Kleinbusse eingeladen und der Ausflug in den Norden kann beginnen.

Freitag Nacht, 23.00Uhr: 2 Stunden Fahrt später. Noch waren alle hellwach und hatten sich die Zeit mit Geschichten und Gesprächen über ihre Familien oder dies und jenes Kameramodell oder iPhone App vertrieben. Eine erste Rast wird eingelegt und zu meinem Erstaunen wird eine Vielzahl fantastischer Speisen aus den Wagen geladen und kunstvoll auf zwei neugebauten Schwedentischen drapiert. Antipasti-Spieße, Nudelsalat, Bratwürstchen, Fleischküchle mit minimalem Knoblauchanteil, Kuchen und Brownies sind in unserem bescheidenen Nachtmahl  enthalten. Im Gegensatz zu den Wendelsteinern die das anscheinend für nichts Besonderes halten, komme ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Einfach beeindruckend diese Organisation!

Samstag, Früh, 3.00Uhr: Der erste Schlaf war über die Insassen der Fahrzeuge gekommen und auch die ersten Tank- und Kaffeestopps waren bereits eingelegt worden. Die Nacht hatte unsere Wagen in Düsternis getaucht und doch richten unsere Fahrer ihren Blick tapfer auf die von den Scheinwerfern der Autos beleuchteten Ausschnitte der Straße vor ihnen. Wir kommen unserem Ziel immer näher.

Samstag Früh, 6.00Uhr: Das Meer! Wir haben es geschafft! Völlig zerknittert steigen alle aus ihren Fahrzeugen und strecken ihre von der Fahrt verspannten Glieder. Bis die Fähre kommt sind es noch 4 Stunden. Gut das kein Stau war! Aber das ist uns jetzt eigentlich gleichgültig immerhin können wir durch den morgendlichen Nebel zumindest erahnen unter welchem Schleier sich das blaue Nass verbirgt. Ein paar Schafe lassen sich von uns bewundern und die ersten Übermüdungslachsalven fegen über den Strand zurück zum Parkplatz an dem auch schon die ersten Schwedenstühle und diverse Lebensmittel für ein kleines Frühstück bereitgestellt werden. Wieder komm ich ins Staunen, diesmal bezüglich der Art von Getränken, die manchem Menschen bereits um diese Uhrzeit schon zu sich nehmen können. Cola am Morgen was für eine komische Angewohnheit! Aber man gönnt sich ja sonst nichts!

Samstag Früh, 10.00Uhr: Nachdem wir unsere schwer beladenen Rucksäcke auf die kleinen Transportwagen geladen haben, besteigen wir selbst das Fährboot, das uns über das mittlerweile sichtbare Meer zu unserer kleinen Hallig bringen soll. Die Stimmung wird von Minute zu Minute ausgelassener und ich frage mich ob dass wohl die Seeluft ist, die alle dazu animiert sich am norddeutschen Dialekt zu probieren.

Samstag Früh, 11.15 Uhr: Die Überfahrt ist geglückt und wir haben nun wieder festen Boden unter den Füßen. Wir sehen den Möwen hinterher, die uns den Großteil der Schifffahrt begleitet haben. Wundertiere sind das! Mit ihren unglaublichen Fähigkeiten, wie der ohne Probleme im Wind stehen zu können oder der ihre Beine auf wundersame Weise im Gefieder verschwinden zu lassen hatten sie uns die Überfahrt versüßt. Auf der Hallig erwartet uns eine wundervolle Begrüßung von unserer bezaubernden Swantje, die glücklicherweise gekommen war  um uns den Weg zu erklären und das Gepäck auf einem Anhänger zu unserer Warft zu fahren.

Und so machen wir uns auf die kurze gemütliche Wanderung quer über die kleine Insel zu unserem Zeltplatz. Kühe gibt es zu bestaunen und eine Vielzahl von Vögeln unterschiedlicher Arten tummelt sich auf den weiten Grünflächen durch die sich die vielen, kleinen Wege schlängeln auf denen wir uns unseren Weg suchen.

Samstag, 14.00 Uhr: In gemeinsamer Zusammenarbeit wurde das Zelt aufgestellt, wobei mir die überaus wichtige Aufgabe zukam, die Ringelganskotstückchen von der Wiese zu rechen. Nachdem dann auch der Hunger mit einer ausgiebigen Brotzeit gestillt war, legte sich eine überwältigende Müdigkeit über nahezu alle Mitfahrer und jeder verfiel auf der Stelle in einen tiefen Schlaf.

Samstag, 16.00Uhr: Nachdem sich alle einigermaßen erholt haben werden Windjacken angezogen, Kameras gepackt und dann machen wir uns in mehreren kleinen Grüppchen auf, um die Insel zu erkunden und vor allem das Meer zu bestaunen. Querfeldein wandern wir durch die wunderschöne Landschaft, atmen ausgiebig die salzige Seeluft ein und erreichen endlich den Strand. Eine Erkundungstour beginnt: Tausende von Muscheln säumen die Stellen an denen das Meer in Land übergeht. Wir stapfen durch den sandigen Grund und beobachten wie die Flut langsam beginnt das Wasser zurück in Richtung Land zu schwemmen und sind fasziniert von der Weite, dem Meer und der unendlichen Schönheit des Anblicks, der sich uns gerade bietet. Selten hat man die Möglichkeit so etwas außergewöhnlich Schönes zu genießen und so setzen wir unseren Spaziergang am Wasser entlang fort, lassen uns den Wind ins Gesicht blasen, die Sonne ins Gesicht strahlen und genießen einfach nur den Moment. Nach zwei Stunden schlagen wir den Weg zurück zum Zelt ein, die Taschen gefüllt mit kleinen Meeresschätzen und die Kameras voll von ausdrucksvollen Fotos.

Samstag, 18.30 Uhr: Wir beschließen uns in das kleine Zentrum der Insel zu begeben und nach einem Restaurant zu suchen, das fähig ist, unseren unbändigen Hunger zu stillen und die riesigen Löcher in unserem Magen zu füllen, die die ausgiebige Bewegung an der Seeluft hinterlassen hat. Restaurantnamen wie „Zum Klabautermann“ laden zum Essen ein, und machen Lust auf nordische Spezialitäten wie Lachskaus, Krabben und frisch gefangenen Fisch. Schnell ist ein gemütliches Plätzchen in einem urigen, kleinen Restaurant gefunden und alle genießen die Wärme des Gastraums und das vorzügliche Essen der heimischen Küche.

Samstag  21.00Uhr: Langsam nimmt die Dunkelheit und die Kälte zu und so wird nicht lange gefackelt und ein Feuer angeschürt. Alle versammeln sich um die Feuerstelle und die Liederbücher und Gitarren werden ausgepackt. Die Stimmung ist ausgelassen und so versucht ein jeder seinen Teil zur gesanglichen und musikalischen Gestaltung des Abends beizutragen, einige wirklich schön, andere eher einfach nur laut – aber alle mit viel Herz und so entsteht eine Atmosphäre, die ich so schnell wohl nicht vergessen werde. In solchen Momenten wird man sich richtig bewusst, wie sehr man das Pfadfinderleben doch liebt.

Sonntag, 9 Uhr: Ein windiger, neuer Tag beginnt und die ersten Leute schlüpfen aus ihren Schlafsäcken. Das unglaubliche geschieht: Zwei ganz mutige Frühaufsteher packen tatsächlich ihre Badehosen und machen sich auf den Weg ans Meer und das obwohl weder die Außentemperatur, noch die des Wassers wirklich zum Baden einladen. Ob sie ihr Vorhaben wirklich in die Tat umgesetzt haben bleibt jedoch ein ungelöstes Rätsel. Als Beweis konnte nicht viel mehr als ein uneindeutiges Foto und die nassen Haare der Jungs vorgebracht werden. Aber wir nehmen einfach mal an, dass die Beiden sich wie tapfere Krieger den eiskalten Fluten gestellt und sie bezwungen haben.

Sonntag, 12.30Uhr: Endlich sind alle wach und geduscht und somit bereit endlich in einen neuen Tag zu starten. Ein ausgiebiges Frühstück mit Rührei und Unmengen an Kaffee werden verschlungen. Dann wird erneut einer der Wege quer über die Hallig eingeschlagen, um auch den anderen Teil der Insel zu erforschen. Zwei Stunden wandern wir am Wasser entlang und genießen einfach nur die Luft und die Aussicht. Erneut werden eine nicht enden wollende Zahl an Fotos geschossen und diverse Einstellungen an der hochwertigen Kamera ausprobiert.

Sonntag, 16.Uhr: Müde und erschöpft von der Wanderung kehren wir in ein kleines Café ein, um uns eine Kleinigkeit zu essen oder auch ein Tässchen Tee bzw. ein kühles Getränk zu gönnen. Auch die viel empfohlene T-Stube wird besucht und es stellt sich heraus, dass sie das Lob mehr als verdient hat. In einem urigen kleinen Haus mit Strohdach kann man aus über 40 verschiedenen Teesorten wählen, welche dann in kleinen Kännchen serviert werden. Zufrieden und aufgewärmt machen wir uns anschließend auf den Rückweg zum Zelt.

Sonntag, 20 Uhr: Die Bäuche sind gefüllt und wieder kommt die Müdigkeit über uns und so kehrt schnell Ruhe im Zelt ein. Ein paar nette Gespräche in der versammelten Runde schließen diesen angenehmen Tag ab und alle kriechen mit Freude in ihren Schlafsack.

Montag, 6.30Uhr: Wie ein Donnerschlag setzt der Regen ein und alle schrecken von ihren Nachtlagern hoch. Schnell entsteht ein wilder Aufruhr im Zelt, als jeder versucht seine Sachen in Sicherheit zu bringen, denn der Boden kann die Wassermassen nicht fassen und so beginnt das Wasser von allen Seiten in das Zelt zu laufen. Von der Situation gezwungen packen alle ihre Rucksäcke, Isomatten und Schlafsäcke zusammen und beginnen alles auf dem dafür vorgesehenen Anhänger zu verstauen. Nachdem der Regen etwas nachgelassen hat, wird in Windeseile auch noch das Zelt abgebaut und verpackt. Überpünktlich brechen wir zur Anlegestelle auf.

Montag, 9 Uhr: Die Fähre legt ab und schweren Herzens verlassen wir diesen fantastischen Ort, der uns ein so wunderschönes Wochenende beschert hat. Letzte Blicke streifen über die einzigartige Landschaft, die Wiesen, die Felder, den Strand und ich begreife wie dankbar ich bin, dass ich diesen Ausflug miterleben durfte und mir so dieses kleine Stückchen paradiesischer Erde nicht vorenthalten blieb.

Montag, 19.00Uhr: Die Fahrt ist vorbei und alle sind müde und geschafft, allen voran unsere tapferen Fahrer. Schnell wird ausgeladen, ausgepackt und sich verabschiedet. Ein schönes Wochenende nimmt seinen Abschluss. Auf den Gesichtern erkennt man Zufriedenheit, Müdigkeit und Vorfreude – Vorfreude darauf im Sommer auf diese faszinierende kleine Insel – Hallig Hooge genannt – zurück zukehren mit dem Wissen, dass dem Stamm Wendelstein ein weiteres einzigartiges Zeltlager bevorsteht.

An dieser Stelle nochmal Danke, dass ich mit dabei sein durfte. Ich wünsche euch viel Spaß und eine wunderschöne Zeit auf euerm Sommerlager!

Liebe Grüße,

Denise Keller, aus dem Stamm Roßtal